Palmsonntag – Erinnerungen

Durch die Corona-Krise findet derzeit kein Gottesdienst statt und das Palmlattenbinden am Vortag zum Palmsonntag ist dadurch hinfällig geworden.
Ich möchte euch gerne erzählen, wie vor Jahrzehnten das „Ritual“ des Palmlattenbindens einherging:

Schon Wochen vor dem Palmsonntag sammelten wir Dorfkinder ausreichend Weiden, um damit die Palmbuschen festbinden zu können. Diese Weiden wurden ins Wasser gelegt, um sie entsprechend biegsam zu machen.

Um eine möglichst große Palmlatte herzustellen, bedurfte es vieler Zutaten aus der Natur: Palmkätzchen, Efeu, Buchs, Misteln, Erika, Wacholder und Almrausch. Der abenteuerliche Weg, um den Almrausch zu besorgen, führte vorbei an der Grieshaus-Kapelle Richtung Larsennschlucht. Gut, dass unsere Eltern nicht ahnten, wie gefährlich dieser Steig ins sogenannte „Tafele-Tal“ war.

Früher war es Brauch, die Palmlatten bereits am Samstag zur Kirche zu tragen. An jeder Kirchenbank wurden diese in die dafür vorgesehenen Halterungen hineingestellt. Viele Blicke erkundeten bereits jetzt, wer wohl die größte Palmlatte unter uns Dorfkindern haben würde. Auch der Duft von Orangen und Äpfeln erfüllte das gesamte Kirchenschiff. Nachdem alle Palmlatten aufgestellt waren, beugten sich diese wie ein großer Triumpfbogen zueinander und sorgten für eine besonders feierliche Stimmung.

Das Beitragsbild zeigt eine Aufnahme von Thomas Thurner im Jahr 2011