Was erinnert in Mils bei Imst an die Zeit um 1809?

Im Gedenkjahr 2009 erinnert Tirol an die Ereignisse um 1809. 
Was erinnert in Mils noch an diese Zeit?

Zum Ende des 18. Jahrhunderts kündigte sich in Mils die Napoleonische Zeit an.
In den Archivunterlagen der Gemeinde ist vermerkt, dass Mils mit seinen 13 Häusern (nach Aufzeichnungen im Pfarrarchiv Mils) die bedürftigsten Einwohner hatte. Kein Wunder, denn zu den Hochwassergefahren kamen nun zusätzliche Sorgen wegen der damals oft durchziehenden Militäreinheiten.
Eine vor 200 Jahren gepflanzte „Napoleon Pappel“ am Ortsende von Mils, bei der Brücke am Larsennbach, erinnert noch an diese unruhigen Zeiten im Tiroler Oberland. Wie die Überlieferung berichtet, diente diese Pappel den Franzosen als weithin sichtbare Wegmarke.

Zu den jeweiligen „runden Jubiläen“ (1859, 1909, 1934, 1959, 1984) wurden Landesgedenkfeiern zum historischen Geschehen um 1809 abgehalten.

An der hundertjährigen Gedenkfeier beteiligte sich auch die Gemeinde Mils und ließ spezielle „Böller“ mit der Aufschrift „19 MILS 09“ bei der Firma Grassmayr in Innsbruck anfertigen. Es ist anzunehmen, dass diese Böller beim damaligen Festumzug in Innsbruck von Vertretern der Gemeinde Mils mitgetragen wurden.
Die unten abgebildeten „Böller“ wurden bis 1963 in Mils bei Kirchweihfesten und Fronleichnamsprozessionen noch verwendet.

Zum Tiroler Gedenkjahr 1984 veranstaltete die Gemeinde Mils eine Kulturwoche. Höhepunkte waren die Verleihung des Gemeindewappens und die Jungbürgerfeier. Zudem gab es in diesem Jahr verschiedene kulturelle Aktivitäten, wie zB eine Ausstellung von alten bäuerlichen Arbeitsgeräten im Gemeindesaal und die Neugestaltung der Kirchenkrippe.

Chronik – Glocken der Pfarrkirche Mils bei Imst

Tag für Tag, Sonntag für Sonntag läuten zu den verschiedensten Anlässen die Kirchenglocken. Nur wenigen Milsern ist jedoch bekannt, wie groß und wie schwer unsere Glocken sind und welche Namen sie tragen. Da fast kein Fotomaterial von den Milser Kirchenglocken vorhanden ist, habe ich die Glocken im Kirchturm für die Dorfchronik fotografiert. 

Im 51,5 m hohen Milser Kirchtum (gesamte Turmhöhe mit Kugel und Kreuz beträgt 53 Meter) befinden sich vier Glocken.
In den beiden Weltkriegen wurden die Glocken beschlagnahmt und es mussten nach Kriegsende wieder neue angeschafft werden. Vom 27. März 1942 bis 1951 läutete daher nur eine kleine Glocke, das sogenannte “Totenglöcklein” vom Milser Kirchturm. 1951 wurden von der Firma Graßmayr zwei passende alte Glocken dazugekauft. 1960 bestellten die Veteranen und Kriegsteilnehmer eine große Glocke und die kleine Glocke wurde gegen eine neue abgeliefert. Gleichzeitig wurde auch der Glockenstuhl erneuert.

Das bestehende Geläute:

Glocke I (große Glocke)  -  Florian, Sebastian

Inschrift auf der Glocke:
“Von Feuer, Hagel, Wassernot, von Krankheit, unglückseligem Tod,
bewahre uns o Herre!” Dazu eingemeißelt: “Den gefallenen Kameraden geweiht, die starben zu früh in friedloser Zeit; soll warnen die Welt vor Haß und Streit. Veteranen und Krieger von Mils 1960.”

Glocke II  -  Fabian, Sebastian

Inschrift auf der Glocke:
“Vor Ungewitter, Blitzgefahr, der liebe Gott uns stets bewahr!”

Glocke III  -  Josef

Inschrift auf der Glocke:
“Arbeit mit Gebet verbinden, läßt uns Gottes Segen finden.”

Glocke IV  -  Johann und Paul, Michael

Inschrift auf der Glocke:
“St. Josef leg’ am Lebensende, unsere Seel’ in Gottes Hände.
“Arbeit mit Gebet verbinden, läßt uns Gottes Frieden finden.”


Interessante Glockensprüche

Da jede Glocke, bedingt durch die verschiedenen Größen, einen anderen Schwingrhythmus hat, bildeten sich im Milser Volksmund zum Glockengeläute bestimmte Verse, die den Rhythmus der jeweiligen Glocke beschrieben:

Die kleine Glocke sagt: “I han kua Geld, i han kua Geld, …”
Die zweite Glocke sagt: “Leih’ dir uans, leih’ dir uans, …”
Die dritte Glocke sagt: “Wo denn? – Wo denn? …”
Die größte Glocke sagt: “Beim Bürger und beim Bauern, … ”


Das alte Uhrwerk

Auf dem Weg zum Glockenstuhl befinden sich noch Teile eines alten Uhrwerkes. Dieses stammt sicher noch aus der alten Kirche, da eine in der Chronik erwähnte Reparatur aus dem Jahre 1823 darauf hin deutet. Diese Uhr ist ein besonders interessantes Werk, welches die Handwerkskunst zur damaligen Zeit veranschaulicht. Eine mündliche Überlieferung berichtet, dass das alte Uhrwerk seit ca.1939 nicht mehr funktionierte. Es wird auch erzählt, dass der jeweilige Mesner damals täglich in den Turm steigen und die Uhr mit einer “Kurbel” aufziehen musste.
Mils war mehrere Jahrzehnte ohne Kirchenuhr, denn erst 1984 wurde ein modernes, elektrisches Uhrwerk installiert.

Altes Uhrwerk der Milser Pfarrkirche Detail des alten Uhrwerkes Einblick ins Uhrwerk

Die Bilder zeigen das alte Uhrwerk, sowie andere noch gut erhaltene Bestandteile der alten Uhr im Kirchturm von Mils.

Gewichte Weitere Bestandteile der alten Uhr Rollen von der alten Uhr

Ich bedanke mich bei Michael Hammerle für die Unterstützung beim Fotografieren im Kirchturm.

Aus der Geschichte von Mils b.Imst: Gewässer

Der Larsennbach. 

Der Larsennbach bildet die Grenze zwischen den Gemeinden Mils und Schönwies, sowie die Bezirksgrenze zwischen Imst und Landeck. Auf seinem Geschiebe hat sich der Ort Mils bei Imst entwickelt, er wurde aber auch oft von Vermurungen und Überschwemmungen durch den Larsennbach bedroht.
Im Milser Dorfbuch wird ausführlich über Katastrophenereignisse durch den Larsennbach berichtet. Die schwerste Vermurung ereignete sich jedoch im Jahre 1933. Im Grieshaus wurden Sägewerk, Mühle, Kraftwerk und ein Wohnhaus versandet und teilweise zerstört. Auf Milser Seite wurden die Tischlerei- und Zementwarenwerkstätte sowie Stallungen  teilweise zerstört und die Obstgärten mit einer 1 Meter hohen Schotterschicht bedeckt. Außerdem wurden 2 ha Acker- und Grasland verschlammt. 16 Tage lang wurde das Bachbett mit Geschiebe angefüllt.

Larsennbach, Vermurung 1933   Larsennbach, Vermurung 1933   Larsennbach, Vermurung 1933

Die systematische Verbauung des Larsennbaches und zusätzliche Uferschutzbauten am Inn führten allmählich zur Sicherheit der angrenzenden Häuser und Kulturen. Vom Steinbruch am Weg nach Lasalt wurden um 1939/1940 unter schwierigsten Arbeitsbedingungen Gesteinsmaterial abgebaut. Dieses wurde bei kalter Jahreszeit mit Holzschlitten zu den Uferschutzbauten am Larsennbach und am Inn befördert.
Unter welchen Voraussetzungen diese Schutzbauten zur damaligen Zeit durchgeführt wurden, möchte ich mit den nachfolgenden historischen Fotos dokumentieren, welche mir von der Wildbach- und Lawinenverbauung Imst zur Verfügung gestellt wurden.

Am Steinbruch   Abtransport des Materials   Arbeiten beim Steinbruch

Errichtung des Uferschutzes   Uferschutzbauten am Inn   Bau der Milser Innbrücke 1936/1937

Holzpiloten 
Zeitzeugen der Milser Arbeitswelt zur Ufersicherung.

Vertikal in den Erdboden gerammte Baumstämme nennt man “Piloten”. Sie dienten in alter Zeit als Stützen von Brücken und Pfahlbauten. Solche “Piloten” wurden aber auch zur Ufersicherung an Flüssen und Wildbächen verwendet.
Mils wurde immer wieder von Hochwasser und Geröll durch den Larsennbach bedroht. Als Schutz gegen Verwüstung und Schotterführung rammte man vor allem im vorigen Jahrhundert Holzpiloten an den Ufern des Baches ein. Dafür wurde folgende Technik angewandt: Die Piloten standen in der Mitte eines einfachen Holzgerüsts mit oben angebrachtem Laufrad, über das ein von den Arbeitern gezogenes Hanfseil lief. An ihm hing der Rammbock (die “Katze”). Er wurde hochgezogen, losgelassen, sauste dann auf den “Piloten” nieder und trieb ihn so ruckweise in den schotterigen Untergrund.

Pilotenschlagen im Larsennbach    Arbeitsweise beim Pilotenschlagen    Original Piloten

Beim Pilotenschlagen im Larsennbach   Pilotenreihe am Bachufer   Eingerammte Piloten zur Ufersicherung

Das von Arbeitern händisch ausgeführte “Piloten-Schlagen” folgte einem Ritual. Es gab hierfür auch die typischen “Pilotenschlager-Lieder” die den Arbeitsrythmus bestimmten.
Alle als Piloten verwendeten Baumstämme waren an einem Ende zugespitzt und von einem Stahlmantel, einem sogenannten “Pilotenschuh”, umgeben. Diese Pilotenschuhe wurden in der Dorfschmiede hergestellt. Neben stählernen Vollmantelschuhen gab es auch offene, nur aus Stahlschienen (“Laschen”) bestehenden Halbschuhe, die eine kompakte Stahlspitze trugen. 
Diese Holzpiloten waren ein wichtiger Teil der Schutzmaßnahmen, die unser Dorf vor großem Unheil schützten.

Aus der Geschichte von Mils: Via Claudia

Jeder in Mils kennt wahrscheinlich das “Milser Dorfbuch”, welches 1991 herausgegeben wurde und die Geschichte von Mils dokumentiert.
Im Laufe der letzten Jahre habe ich im Rahmen meiner Dorfchronikarbeit zum Teil sehr altes Bildmaterial über Mils gesammelt. Mit diesen Bildern möchte ich verschiedene Auszüge aus der Geschichte von Mils bei Imst hervorheben und hin und wieder einen Beitrag auf meiner Homepage Mils im Bild veröffentlichen. Der begleitende Text, eine geschichtliche Zusammenfassung, wurde von Prof. Mag. Peter Juen verfasst und zur Verfügung gestellt.

Mils an der “Via Claudia”

Lageplan Mils von ca. 1830, aufgefunden im Baubezirksamt Imst.

Der Ort Mils bei Imst ist geprägt von der Straßenführung der Via Claudia, die von der Adria nach Augsburg führte. Erbaut wurde sie 50 n. Chr. als Heeresstraße zur Grenze des Römischen Reiches. Bald wurde sie Handelsweg zwischen dem oberitalischen Raum und Germanien. Die mittelalterliche Straße folgte ihrem Verlauf. Das Straßenstück am “Milser Gstoag” belegt diese Annahme. Vorspanndienste waren notwendig, um die Steigungen in Lasalt und am “Gstoag” zu bewältigen. Gasthäuser und Pferdestallungen wurden eingerichtet, um die Reisenden zu betreuen. Häuser an der Straße waren die Folge. Landwirtschaft und Vorspanndienste in der Talweitung brachten Wohlstand und förderten die Selbstständigkeit.

'Milser Gstoag', im Hintergrund Mils und Schönwies. Aquarell des englischen Wandermalers W. Brockedon (1787 - 1854). Von der Galerie 'zum alten Ötztal' zur Verfügung gestellt.   Milser Gstoag, Bild von 1927 aus dem Buch von Leo Feist: Vom Saumpfad zur Tiroler Autobahn   Eines des ersten Postautos um ca. 1933 auf dem Weg nach Lasalt.

Der Entwicklung eines Dorfes kam das milde Klima im Talkessel zugute, geschützt vom Milsberg und der Au. Natürliche Grenzen bilden der Larsennbach mit seinem Schuttkegel und der Inn mit dem Uferbau, der der Bevölkerung alles abverlangte. Es galt, die Au vor Überschwemmungen zu schützen, um sie als Weide, zur Holzbringung und zur Streunützung zu erhalten.

Statistik:
Im Jahre 1911 zählte Mils 135 Einwohner, 67 überwinterte Kühe
und 118 Schafe.

Alte Ansicht von Mils, ca. 1930, Fotograf unbekannt   Radfahrer auf der neuen Bundesstraße, vermutlich um ca. 1948   Milser Talkessel, ca. 1960, Foto: Mathis

Streifzug mit der Kamera durchs “alte Mils”

Alte Gebäude, Erker und Hauseingänge haben immer etwas Faszinierendes an sich. Auch der Dorfkern von Mils bei Imst bietet einige Motive, die etwas aus der Geschichte von Mils preisgeben.
So manches Bauwerk steht stumm an unserer geschichtsträchtigen Dorfstraße. Was könnten die alten Mauern wohl alles erzählen?
Mit folgenden Bildern möchte ich einfach ein paar alte und zumeist unbeachtete Details aus dem “alten Mils” zeigen.


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