Rückblick – Familienbittgang zur Feldkapelle

Familien-Bittgang zur Milser Feldkapelle in der Karwoche – das in Vergessenheit geratene Brauchtum, ein geschichtlicher Rückblick von Josef Thurner, Univ. Prof.

Die ehemals vor mehr als zweitausend Jahren in der Römerzeit von Italien nach Augsburg gebaute Militär- und Handelsstraße – bekannt als Via Claudia Augusta, verlief ein Stück weit durch das Oberinntal, nahm somit ihren Weg auch über Mils und ist heute noch streckenweise im Gelände sichtbar.
In unseren Tagen nahm der europäische Radwanderweg diese Spur wieder auf und führt jetzt mitten durch die Milser Felder. Es ist eine idyllische Wegstrecke und lädt zu kurzem oder längerem Verweilen ein. Dies geschieht zwangsläufig bei einer schmucken, vor langer Zeit mitten in die blühenden Wiesen hineinge- stellten, Kapelle. Sie wird von zwei Laubbäumen beschattet und weist darunter auch Ruhebänke auf. Gar mancher Radfahrer oder Wanderer sieht sich diese Kapelle an, betrachtet wohl auch die Innenausstattung. In ihrer Mitte sitzt unser Heiland, beinahe in Lebensgröße, als mit Dornen gekrönter Schmerzensmann. Drastisch gestaltete Bilder, die zum Himmel und zur Hölle weisen, sowie hölzerne Spruchbänder ergänzen das allfällige menschliche Schicksal als Ergänzung zur Passion. All dies, vor allem der zum Spott preisgegebene Heiland, erschüttert zwangsläufig die Betrachter und wohl manch Wanderer oder Radfahrer wird betroffen von dem Geschehen weiterziehen und seinen Gedanken nachhängen.

Was wissen wir zur Geschichte dieser Milser Feldkapelle?
Sehr wenig, deutlich gesagt, nichts! Die Zeit der Errichtung dieser Kapelle ist unbekannt. Auch die Beweg- gründe, die zu ihrer Erbauung geführt haben, weiß man nicht. Sie sind in keinem Archiv vermerkt.
In der Pfarrchronik von Mils steht lediglich die Notiz, dass die Feldkapelle im Jahr 1869 um 13 Gulden und 18 Kreuzer wegen Baufälligkeit renoviert werden musste. Hinsichtlich der Errichtung der Kapelle gibt es nur Legenden, wie sie auch bei anderen Wallfahrtsorten bekannt sind. So soll ein Glaubensbote aus Bayern hier gerastet und gebetet haben. Eine andere Legende besagt, dass der Hochwasser führende Inn die Milser Felder überschwemmt habe (solche Überschwemmungen sind urkundlich belegt) und die mitgeführte Christusfigur wäre an dieser Stelle liegengeblieben. Fromme Ortsbewohner der Gemeinde begannen daraufhin mit dem Bau einer Kapelle. Dies soll sich vor urdenklichen Zeiten zugetragen haben. Die Kapelle war immer schon da, so die allgemeine Meinung der Dorfbewohner und seit altersher Ziel von Wallfahrten und Bittgängen.

Einer dieser Bittgänge sei besonders hervorgehoben, weswegen die vorweggenommene längere Einleitung gerechtfertigt erscheint:

Seit Menschengedenken fand zu dieser Feldkapelle jeweils in der Karwoche ein Bittgang statt. Seine religiöse Begründung ist weder in der Pfarrchronik noch in der Gemeindechronik oder sonst irgendwo nachzulesen.
Der Bittgang fand immer in den Abendstunden des Gründonnerstages statt. An diesem Abend pilgerten alle Einwohner der Gemeinde Mils, Männer, Frauen und Kinder zur Feldkapelle. Erwähnenswert ist, dass dieser Bittgang nur „familienweise“ vor sich ging und ohne offizielle geistliche Beteiligung stattfand. Es war keine Wallfahrtsprozession im herkömmlichen Sinn, sondern eine reine Angelegenheit der einzelnen Familien. Die strenge familienbezogene Gliederung dieses Bittganges ist augenfällig. Auf dem Weg zur Kapelle wurde der Rosenkranz gebetet und bei der Kapelle eine stille Einkehr gehalten. Auf dem Rückweg war das Rosen- kranzgebet ebenfalls Pflicht. Eine stichhaltige Begründung dieses Bittganges am Gründonnerstag ist nicht bekannt. Er diente möglicherweise zur „Einstimmung“ auf den Karfreitag und das Osterfest.
Der religiöse Aufbruch des II. Vatikanischen Konzils brachte mit sich, dass die Gottesdienste in der Karwoche von den Morgen- in die Abendstunden verlegt wurden. Das „familienweise ins Kappele gehen“ am Abend des Gründonnerstages wurde daher nicht mehr aufrechterhalten. Ein tief verwurzeltes Brauchtum ist durch diese Umstände verloren gegangen.

 

Palmsonntag – Erinnerungen

Palmsonntag in Mils bei Imst, 2011

Durch die Corona-Krise findet derzeit kein Gottesdienst statt und das Palmlattenbinden am Vortag zum Palmsonntag ist dadurch hinfällig geworden.
Ich möchte euch gerne erzählen, wie vor Jahrzehnten das „Ritual“ des Palmlattenbindens einherging:

Schon Wochen vor dem Palmsonntag sammelten wir Dorfkinder ausreichend Weiden, um damit die Palmbuschen festbinden zu können. Diese Weiden wurden ins Wasser gelegt, um sie entsprechend biegsam zu machen.

Um eine möglichst große Palmlatte herzustellen, bedurfte es vieler Zutaten aus der Natur: Palmkätzchen, Efeu, Buchs, Misteln, Erika, Wacholder und Almrausch. Der abenteuerliche Weg, um den Almrausch zu besorgen, führte vorbei an der Grieshaus-Kapelle Richtung Larsennschlucht. Gut, dass unsere Eltern nicht ahnten, wie gefährlich dieser Steig ins sogenannte „Tafele-Tal“ war.

Früher war es Brauch, die Palmlatten bereits am Samstag zur Kirche zu tragen. An jeder Kirchenbank wurden diese in die dafür vorgesehenen Halterungen hineingestellt. Viele Blicke erkundeten bereits jetzt, wer wohl die größte Palmlatte unter uns Dorfkindern haben würde. Auch der Duft von Orangen und Äpfeln erfüllte das gesamte Kirchenschiff. Nachdem alle Palmlatten aufgestellt waren, beugten sich diese wie ein großer Triumpfbogen zueinander und sorgten für eine besonders feierliche Stimmung.

Das Beitragsbild zeigt eine Aufnahme von Thomas Thurner im Jahr 2011

Krampus und “Larsenn-Tuifl” in Mils bei Imst

Krampus und Tuifl treiben wieder ihr Unwesen in Mils!
Mit einem vergitterten Krampuswagen zogen am 1. Dezember um 18 Uhr die Larsenn-Tuifl zum Musikpavillon, wo sie bereits von Schaulustigen erwartet wurden. Zum dritten Mal veranstaltete eine Gruppe von Jugendlichen mit aufwendigen Masken den “Larsenn-Tuifl-Lauf”, der in der Zwischenzeit bereits zur Tradition geworden ist.
Dieses Jahr erfolgte der Einzug jedoch mit schauriger Musik und einer Rauch-und-Feuer-Show. Den Kern des Larsenn-Tuifl-Laufes bildet aber immer der selbstgebaute vergitterte “Larsenn-Tuifl-Wagen”, in dem unartige Kinder eingesperrt werden. Auch wenn es nun in Mils eine etwas andere Art des Krampus-Laufes gibt, hat es doch seine Wurzeln aus früherer Zeit, als es in Mils der Brauch war, dass um den 6. Dezember Krampusse von Haus zu Haus liefen und an den Haustüren mit Ketten rasselten.

Zommhock’n und Huangarten auf’m Bankl

“Kimm, hock die nieder-
vergiss den Rumml und s’gonz Gneat,
weil,s ohne dem eh’ besser geat!”

Dorfchronistin Leni hatte zum “gmiatlichen Zommhock’n und Huangarten” auf dem Bankl beim alten Lindenbaumplatz im Dorf eingeladen.
4. August 2018: Es war ein Sommerabend wie früher, als die Dorfbewohner nach getaner Arbeit sich noch am Hausbankl hinsetzten und so manche Begebenheiten und Geschichten erzählten. Im Laufe des Abends fanden sich an die 20 Milser beim alten Lindenbaumplatz gegenüber dem geschichtsträchtigen Gasthaus zur Post ein. Es wurden so manche lustige Anekdoten (Geschichten) aus der Kinder- und Jugendzeit erzählt und man merkte, wie wohl sich jeder dabei fühlte.

“Larsenn-Tuifl” in Mils bei Imst

“Die Tuifl sind los!
Am 1. Dezember um 17:30 Uhr beim Musikpavillon”, so lautete die Einladung.

Zum zweiten Mal organisierten die Jugendlichen aus Mils einen Krampus-Lauf. Die Hauptfigur dieses Krampus-Laufes war wie schon im Vorjahr der “Larsenn-Tuifl”.
Eltern und Schaulustige verfolgten den Einzug des “Larsenn-Tuifl” mit seinem Hornschlitten und Gefolge bis hin zum Musikpavillon, wo man bei Glühwein, Punsch, Kastanien und Süßigkeiten den vergnüglichen Abend ausklingen ließ.