Landschaftsschutzgebiet “Milser Au”

Pressetext, verfasst und zur Verfügung gestellt von DI Andreas Pohl

Hauptmaßnahmen der Renaturierungsarbeiten mit ökologischem Hochwasserschutz sind abgeschlossen – neue Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen wurden geschaffen.
Landschaftsschutzgebiet Milser Au

Bild: Die „Milser Au“ im Oberinntal, ein Restbestand der früher ausgedehnten flussbegleitenden Weichholzauen am Inn

Während der letzten vier Niederwasserperioden wurden in der Milser Au im Zuge der Umsetzung der Hauptmaßnahmen des Projektes „Ökologischer Hochwasserschutz Inn/Milser Au“ drei Retentionsflächen geschaffen, die nicht nur für den Schutz des Siedlungsraumes und der umliegenden Infrastruktureinrichtungen vor Hochwässern von Bedeutung sind, sondern auch langfristig das Auwaldgebiet durch Erhaltung der Auwalddynamik zumindest auf Teilflächen ökologisch aufwerten.

Das Projekt war auch Anlass dafür, dass heuer in Tirol die Danube Challenge 2011 statt fand, ein Wettbewerb für SchülerInnen den das Lebensministerium über seine Jugendwasserplattform Generation Blue gemeinsam mit Coca-Cola Hellenic seit einigen Jahren organisiert. Immerhin ist der Inn ein Hauptzufluss der Donau und die Milser Au ein besonderes flussbegleitendes Ökosystem im Tiroler Oberland und somit wie die Donau-Auen ein interessantes Gebiet für die jungen Naturforscher.

DDr. Dorith Breindl vom Lebensministerium hat sich am 27.6.2011 gemeinsam mit dem Landtagspräsident DDr. Herwig van Staa und dem Imster Bezirkshauptmann Dr. Raimund Waldner bei einem Lokalaugenschein in der Milser Au vom Abschluss der ökologischen Hochwasserschutzmaßnahmen und von der Danube Challenge 2011 ein Bild gemacht und die Siegerehrung der erfolgreichen SchülerInnen durchgeführt.

Das „Revitalisierungsprojekt Milser Au“, das unter der Federführung der Bezirksforstinspektion Imst umgesetzt wird, verfolgt die Zielsetzung, das Ökosystem des Grauerlen-Auwaldes langfristig zu erhalten und den natürlichen Lebensraum zu revitalisieren, damit ein Fortschreiten des Überganges von der Weichholzau in eine ökologisch weniger wertvolle Hartholzau zumindest auf Teilflächen verhindert werden kann. Das Landschaftsschutzgebiet mit seiner Größe von 36,8 ha ist eines der noch wenigen größeren Auwaldreste am Inn. Durch die Verwirklichung der geplanten Maßnahmen wurden in Verbindung mit naturnahen Flussverbauungen Hochwasser-Rückhalteräume und wertvolle Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen geschaffen. Mit der Projektumsetzung in der Milser Au wurde während der Niederwasserperiode im Herbst 2007 begonnen. Vor kurzem konnte nun auch die letzte Retentionsfläche fertig gestellt werden. Diese wird von einem künstlich angelegten Seitengerinne durchflossen, was die Fläche ökologisch besonders aufwertet. Alle drei Teilflächen wurden unterschiedlich ausmodelliert, sodass es nun eine Vielzahl von unterschiedlichen z.T. auch vom Hochwasser beeinflusste Kleinlebensräume für die langfristige Erhaltung der autypischen Flora und Fauna gibt. Die drei naturnah ausgestalteten Retentionsflächen ermöglichen nun dem Inn eine Gesamtfläche von ca. 6 ha bei Hochwasserführung schadlos zu überfluten.
Landschaftsschutzgebiet Milser Au, östliche UmgestaltungsflächeBild: Das Bild zeigt die östliche Umgestaltungsfläche bei einer geringen Hochwasserführung im Mai 2011

„Retentionsflächen am Inn ermöglichen dem Fluss bei Hochwasser eine schadlose Überflutung von Flächen, es verringert sich die Fließgeschwindigkeit und führt zu einer Dämpfung der Hochwasserwelle. Die Schaffung von weiteren Überflutungsflächen wäre daher für den Schutz vor Hochwasserschäden im Inntal sinnvoll“, betonte DDr. Herwig van Staa.

„Dass vielen jungen Menschen die Natur und besonders die Erhaltung von einzigartigen Kleinlebensräumen, wie das Projekt Revitalisierung Milser Au vorzeigt, wichtig ist, beweist unter anderem das Interesse und die Motivation der SchülerInnen die bei der Danube Challenge 2011 teilnahmen“, davon ist DDr. Dorith Breindl vom Lebensministerium überzeugt.
Landschaftsschutzgebiet Milser Au, Gruppe der Projektbeteiligten
Bild: Vzbgm. Thomas Thurner, Projektkoordinator Andreas Pohl, Ernst Fleischhacker (Wasser Tirol), Obm. Hartmut Neurauter, Dorith Breindl (Lebensministerium), Herwig van Staa, Bgm. Markus Moser und BH Raimund Waldner (Foto: Bullock)

„Durch die Projektverwirklichung wurden in Verbindung mit naturnahen Flussverbauungsmaßnahmen einzigartige neue Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen geschaffen. Das Projekt ist somit auch für die nachfolgenden Generationen von Bedeutung, weil Natureindrücke der Auwald-Dynamik erlebbar bleiben“, ist sich BH Dr. Raimund Waldner sicher.

„Wichtig sei auch, dass sich das Nachhaltigkeitsverständnis immer mehr durchsetzt“, meinte Ernst Fleischhacker, Geschäftsführer von Wasser Tirol.

Gemeinschaftsprojekt mit vielen Partnern

Möglich wurde die Umsetzung des Projekts durch die finanzielle Beteiligung der Europäischen Union, dem Lebensministerium, des Landes Tirol, der Tiroler Wasserkraft AG, der Gemeinde Mils, der Agrargemeinschaft Mils und dem World Wildlife Found. Die Gesamtkosten der Projektmaßnahmen für den Zeitraum von 2009 bis 2013 liegen bei ca. 500.000 Euro, ca. 200.000 Euro davon werden von der Europäischen Union finanziert. Den restlichen Anteil von 300.000 Euro steuern Bund, Land Tirol, Tiroler Wasserkraft AG, die Gemeinde Mils, die örtliche Agrargemeinschaft und der WWF bei.

Buchpräsentation “Naturerlebnis Milser Au”

Am 30. April 2011 fand im Gemeindesaal Mils bei Imst die Präsentation des Buches “Naturerlebnis Milser Au” von Hildergard Thurner statt.
Buchvorstellung: Naturerlebnis Milser Au

Hildgard Thurner hat über vier Jahrzehnte lang die Milser Au durch alle Jahreszeiten begleitet und mit der Kamera festgehalten. Es ist ihr gelungen, wundersame Augenblicke einer sich ständig verändernden Landschaft einzufangen, die nun in einem Bildband präsentiert wurden.

Fachkundige Beiträge und persönliche Erfahrungen von DI Sigbert Riccabona, eh. Landesumweltanwalt, OSTR Mag. Franz Mungenast, Experte für Naturgeschichte, und DI Andreas Pohl, Verantwortlicher der Bezirksforstinspektion Imst für das Projekt “Revitalisierung Milser Au” dokumentieren die Bedeutung dieser unvergleichlichen Naturlandschaft vor der Haustür des Tiroler Oberlandes.

Das Interesse der Bevölkerung an dieser Buchpräsentation war sehr groß. Der Abend wurde musikalisch mit Kindern aus Mils-Au eröffnet. Tamara Bechter führte gekonnt durch den Präsentationsabend, der mit wunderbaren, zum Thema passenden Frühlingsliedern, vorgetragen von Gudrun Moser mit Begleitung von Huberta Schuchter am Klavier, musikalisch gestaltet wurde.
Nach der Begrüßung durch Dr. Erwin Koler folgten Beiträge von DI Andreas Pohl und DI Sigbert Riccabona über die Bedeutung der Milser Au für die Bevölkerung. Eine Dia-Schau mit stimmungsvollen Bildern der Milser Au im Lauf der Jahreszeiten rundeten den Abend ab. Abschließend bedankte sich Hildegard Thurner herzlich bei allen, die mit Ihren Beiträgen zum Buch und zum Gelingen dieses Abends beigetragen hatten. Anschließend wurden die Besucher zu einem Getränk im Foyer des Gemeindesaales eingeladen.

Das Buch kann zum Preis von Euro 22,00 bei Hildegard Thurner erworben werden.
Gerne persönliche Abholung. Ein Versand des Buches erfolgt per Post-Nachnahme.

Kontaktadresse:
Hildegard Thurner
Unterdorf 19
6493 Mils bei Imst

Nachfolgend Bilder von der Präsentation:

Projekt Revitalisierung Milser Au

Projekt Revitalisierung Milser Au –
Entfernung der Altablagerung ist voll im Gange

Der folgende Bericht wurde von Projektkoordinator DI Andreas Pohl von der Forstinspektion Imst verfasst und zur Verfügung gestellt.

Im Herbst 2008 sollte die zweite bzw. östliche Retentionsfläche am Inn ausgestaltet werden. Im Zuge von Vorbereitungsarbeiten wurde eine „Altablagerungsfläche“ innerhalb des Umgestaltungsbereiches freigelegt. Diese Ablagerungsfläche war von 1975 bis 1984 der Müllablageplatz der Gemeinde Mils (Im Jahr 1985 erfolgte dann die Einführung der Hausmüllabfuhr und so wurde die Müllablage in der Milser Au geschlossen und mit Erde überdeckt).
Um ausreichend Zeit für Grundlagenerhebungen und Festlegung der weiteren Vorgangsweise zu bekommen, war eine sofortige Verlagerung der Arbeiten auf die geplante Maßnahmenfläche des Folgejahres notwendig. Im Frühjahr 2009 wurde die mittlere Retentionsfläche auch fertig gestellt.
Die Berücksichtigung der Altablagerung führte zu einer Projektadaptierung bei der dritten bzw. östlichen Retentionsfläche. Auch die Finanzierung musste aufgrund der zu erwartenden Mehrkosten auf neue Beine gestellt werden. Eine Verzögerung der Arbeiten um ein Jahr war die Folge. Umso erfreulicher ist, dass nun mit der ordnungsgemäßen Entfernung der Altablagerung als Vorbereitungsarbeit für die Ausgestaltung der letzten Retentionsfläche begonnen werden konnte. Bereits seit einer Woche wird an der Trennung des Materials der Altablagerung für eine ordnungsgemäße Entsorgung gearbeitet. Während der Niederwasserperiode im kommenden Herbst/Winter sollte die letzte Abgrabungsfläche planmäßig fertig gestellt werden.

Für die Trennung des Materials der Altablagerung kommen drei getrennte Maschinen zum Einsatz, die hintereinander angeordnet sind.
Als erstes wird eine mobile Steinbrechanlage mit einem Löffelbagger beschickt. Das Material wird in der Folge zerkleinert und über ein Förderband, das mit einem Magnet ausgestattet ist um Eisenteile auszusortieren, zur Siebtrommel befördert. Im nächsten Schritt wird das feine bodenähnliche Material bis zu einer Größe von 15 mm ausgesiebt. Beim Auswurf des Materials, das ebenfalls über ein Förderband erfolgt, werden wiederum kleine Metallteile mittels Magnet aussortiert.
Von der Siebtrommel gelangt das Restmaterial über ein Förderband in dosierten Mengen zum Windsichter. Dort werden Plastikteile und leichtes Material weggeblasen und abgesaugt. Nach dem Windsichter fällt grobes Bauschuttmaterial an, welches eine möglichst geringe Verunreinigung aufweisen sollte. Größere Metallteile und Restmüllteile werden zusätzlich mittels Bagger oder händisch aussortiert, da schwerere Teile vom Windsichter nicht abgesaugt werden können.
Das gesamte Material der Altablagerung wird somit in Metallteile, Restmüll, bodenähnliches Material und Bauschuttmaterial getrennt. Die Metalle sowie der Restmüll werden in Container gesammelt und ordnungsgemäß entsorgt. Das bodenähnliche Material wird vor Ort zwei Monate zwischengelagert und auf Schadstoffe analysiert. Nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse kann erst über die weitere Verwendung des Materials entschieden werden. Die Materialuntersuchung wird seitens des Amtes der Tiroler Landesregierung – Referat Abfallwirtschaft – durchgeführt. Das Bauschuttmaterial kann in Abhängigkeit vom Verunreinigungsgrad einer Verwertung zugeführt werden oder ist ordnungsgemäß zu deponieren.
Durch den Einsatz dieser in der Praxis erprobten Geräte, der Erfahrung der beteiligten Firmen und der Mitarbeit der Behörden ist sichergestellt, dass diese Altablagerung in der Milser Au ordnungsgemäß und nach heutigem Standard entfernt wird.

Im Anschluss eine Fotodokumentation

Aufforstung der Revitalisierungfläche 1 mit Grauerlen

Im Rahmen der Revitalisierung der Milser Au wurden im Landesforstgarten Stams mit dem Samen der Milser Grauerle Jungpflanzen herangezogen. Die Agrargemeinschaft Mils bei Imst veranlasste nun die Aufforstung der ersten Revitalisierungsfläche mit 1500 Topfpflanzen dieser speziellen Erlenart. Die jungen Erlen mit einer Höhe von bis zu 60 cm wurden am 6. Oktober 2009 von Waldaufseher Mathias Schnegg und dem Gemeindearbeiter Gregor Praxmarer fachmännisch eingepflanzt.

Begegnung mit “Stuan-Mandln” am Inn

Bei einem sommerlichen Spaziergung durch die Milser Au – dem Inn entlang – kann man immer wieder den sogenannten “Stuan-Mandln” begegnen. Diese bewundernswerten “Skulpturen” werden meist von Familien mit Kindern errichtet. Bei dem einen oder anderen “Mandl” kann man sogar ein besonderes künstlerisches Talent des “Baumeisters” erkennen.